Glaubt man einem Bericht aus der 1985 zum 75-jährigen Jubiläum des Clubs erschienenen Chronik, so verdankt der SCNW seine Entstehung der Liebe einiger Jugendlicher zum Wassersport, die zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts keine Last und Mühe scheuten, die Grundlage des heutigen Segelclubs zu gründen.

Alles begannn mit sonntäglichen Rudertouren auf der Weser mit der gemieteten "Erna", die nach einigen Jahren käuflich erworben werden konnte. Aber die mittlerweile etwas verdienenden jungen Leute wollten mehr, und mit dem selbst gebauten Plattbodenschiff "Iltis" wurden erste Segelversuche unternommen.

Der Liegeplatz dieser kleinen Flotte befand sich bereits zu dieser Zeit in einer Schlenge auf dem Bremer Stadtwerder, allerdings mußten sich die stolzen Bootseigner diesen Platz noch mit dem am Ufer weidenden Vieh teilen.
Da dieser Zustand auf Dauer als unhaltbar befunden wurde, beschloß man, das Gelände zu pachten, einzuzäunen und einen Ruder- und Segelverein zu gründen.
Gesagt - getan! Am 2. September 1910 wurde eine Interessentenversammlung einberufen, und bereits 3 Wochen später der "Ruder- und Segelclub AHOI" aus der Taufe gehoben. Nachdem auch die Genehmigung der Wasserbau-Inspektion vorlag, wurde am 16. Januar 1911 ein langjähriger Pachtvertrag über das Gelände am Bremer Stadtwerder - in seiner heutigen Größe - abgeschlossen.
Noch am gleichen Tag beschloß man auf einer Vereinsversammlung mit großer Mehrheit, dem Dachverein "Segel-Club Niedersachsen" beizutreten, und so entstand der "Segel-Club Niedersachsen, Abteilung Werder e.V." mit 35 Mitgliedern. Bereits 2 Jahre später war der SCN der viertgrößte Segelverein Deutschlands.
Bis 1914 ewickelte sich der Verein in seinen Grundzügen bereits so wie er sich heute präsentiert: der große Schuppen und die Pontonanlagen wurden gebaut, und das erste, viel zu kleine Bootshaus mußte einem größeren Neubau, dem Vorgänger des heutigen Clubhauses, weichen.
Knapp vier Jahre nach seiner Gründung hatte der Verein bereits 222 aktive Miglieder und 112 Boote, darunter auch schon 15 Motorboote.
Der Kriegsbeginn vereitelte den Bau der dringend notwendigen Slipanlage, also mußten die Boote auch weiterhin zum Ein- und Auslagern auf Walzen mit vorgespannten Zugpferden, oder durch Muskelkraft bewegt werden.
Trotzdem konnte noch während des Krieges im Jahre 1915 Dank der großzü-gigen Spende eines Clubmitgliedes - der Bau des Slips ermöglicht werden!
Der erste Weltkrieg forderte auch im SCN zahlreiche Opfer: dieser nur von Vereinsmitgliedern geschaffene Gedenkstein auf dem Vereinsgelände erinnert noch heute an die 35 gefallenen Seglerkameraden.
Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau - ein schwieriges Unterfangen in Zeiten der Inflation, und so wurde aus der Not eine Idee geboren, die bis zum heutigen Tag die Existenzgrundlage vieler Vereine bildet: der Arbeitsdienst. Dadurch konnte in unzähligen Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder der Ausbau der Anlage realisiert werden.
Der Segelsport wurde immer populärer, und der SCN stieß bald an die Grenzen seiner Kapazi-täten. Das Bootshaus wurde erweitert und die gesamte Anlage mit elektrischem Strom ausge-stattet. 1925 hatte der Verein 331 Mitglieder mit 143 Booten.
In diese Zeit fällt auch die eigentliche Gründung des heutigen SCN-W.

Der Dachverein SCN bestand 1933 zunächst noch aus den Abteilungen Oberweser, Burg und Werder. Als die Abteilung Oberweser sich wegen wirtschaftlicher Notlage gezwungen sah, aus dem Hauptverein auszutreten, hielten es die verbliebenen Abteilungen Burg und Werder nicht für zweckmäßig, den Hauptverein weiterzuführen und beschlossen, ihn "auf freundschaftlicher Grundlage" aufzulösen.

Die neu entstandenen Abteilungen bezeichneten sich von da an als "Segel-Club Niedersachsen Burg e.V." und "Segel-Club Niedersachsen Werder e.V.", wobei beide Vereine den alten Niedersachsenstander beibehielten.
Nach 28jährigem Bestehen gehörte der SCN nun der Vergangenheit an.